Mitglieder berichten über Erlebnisse und bis heute prägende Erfahrungen im Leben der Bruderschaft Liemehna.

 

Kai Barthel — die Bruderschaft als „Brücke“Kai

Ich heiße Kai Barthel. In den Jahren 1998 bis 2000 habe ich im Pfarrhaus zu Liemehna gewohnt. Damals als Theologiestundent in einem noch frühen Semester war es für mich eine große Hilfe, in Gemeinschaft mit älteren Theologen zu wohnen. Sie waren wie Geschwister und konnten in manchen Problemen des Studiums weiterhelfen. Wir haben uns untereinander nicht nur geachtet, sondern es sind Freundschaften gewachsen, die bis heute halten. Und auch wenn man manche nicht so häufig sieht, weil sie räumlich sehr weit weg wohnen, so ist jedes Wiedersehen doch sehr herzlich. In der Liemehnaer Zeit habe ich auch als besonders wertvoll die Hausabende jeden Mittwoch empfunden und darüber auch den tieferen Wert des Heiligen Abendmahles entdeckt. Und die praktischen Arbeiten im und am Haus waren eine willkommene Abwechslung im Studienalltag. Die zwei Jahre im Martin-Rinckart-Haus haben auch für meine Zukunft Weichen gestellt. Zum einen konnte ich mein religionspädagogisches Praktikum bei einem Pfarrer der Bruderschaft absolvieren. Zum anderen ist es immer wertvoll, Leute zu kennen, wo auch immer man sich im Dienst gerade befindet. Es ist eine Brücke, die das gemeinsame Arbeiten erleichtert.

 

Bernd Schieritz — der geistliche Wert bruderschaftlichen Lebens

BerndSchieritzMeine Liemehnaer Lebenszeit erstreckt sich auf die Jahre 1977 bis 1982, reichlich 5 Jahre. In dieser Zeit habe habe ich eine enorme Erweiterung meines geistlichen Horizontes und persönlicher Kontakte erlebt. Das Leben im Pfarrhaus, das Studium, die Mitarbeit in der Evangelistischen Jugendarbeit in Leipzig, in der Burgarbeit Leipzig und in der Kirchgemeinde Liemehna nehme ich im Nachhinein als die intensivste Beanspruchung aller persönlichen Zeit und Kräfte wahr. Das gemeinsame Leben im Pfarrhaus war eine Art Vollkornbrot. Es erwies sich als spürbar kräftigend, war aber auch nicht leicht zu verdauen. Immer wieder bewegten uns die Fragen nach dem Leitungsstil, dem Maß an geimeinsamen und selbstbestimmten Leben und wie man sowohl Studium als auch praktische Aufgaben in Haus und Grundstück verantwortlich bewältigen kann. Es war wie es eben immer ist: Die Aufgaben stehen immer Schlange und treten oft frech, ohne anzuklopfen ins Zimmer, während ich da drinnen auch mal konzentriert und möglichst ansprechend meins machen will oder einfach meine Ruhe haben möchte. Die großen Treffen aller Liemehnaer waren für mich als Student und Hausbewohner ermutigend und entlastend. Die Gespräche mit früheren Brüdern brachten meist Hilfe für die gegenwärtigen Herausforderungen, weil sich die Fragen periodisch wiederholten.
Heute sind mir die Beziehungen zu den Schwestern und Brüdern, mit denen ich im Haus gelebt habe sehr kostbar. Sie sind zu engsten Freuden und Vertrauten geworden. Ins Pfarrhaus Liemehna einzukehren, bedeutet für mich ein Stück nach Hause zu kommen, Anteil an der geistlichen Prägung und Dichte dieses Hauses zu haben, dort in aller Stille ausruhen zu können und dankbar wahrzunehmen, wie treu Gott ist.

 

Tom Seidel — vielfältige Erfahrungen

 

Mein Name ist Tom Seidel, ich bin evangelisch-lutherischer Pfarrer in Eppendorf, Gahlenz, Kleinhartmannsdorf und Großwaltersdorf. Von 1994 bis 1997 habe ich im Martin-Rinkhard-Haus in Liemehna gewohnt. Vieles ist mir aus diesen Jahren in Erinnerung und hat mich geprägt: das gemeinsamen Leben, Feiern und Arbeiten, die Andachtszeiten früh und abends, die wöchentlichen Hausabende, unzählige Gespräche über Studium, Gott und die Welt, Lagerfeuerromantik, Begegnungen mit unterschiedlichen Leuten.

 

 

 

 

Tobias Weisflog — Bodenhaftung im Alltag

Tobias

 

Die Zeit in Liemehna (Mai 1989 bis September 1992) – das Wohnen auf dem Land, die Gemeinschaft mit den Brüdern im Haus, die Kontakte in die Bevölkerung vor Ort und die Mitarbeit in der real existierenden Gemeinde – haben mein Studium und meinen Weg in den Pfarrberuf nicht unwesentlich mitgeprägt. Ich bin im Rückblick für diese besondere Lehrzeit meines Lebens sehr dankbar. Mein Leben als Student hat in dieser Zeit Bodenhaftung im Alltag erfahren und Vorbereitung für das weitere Leben. Das weite Land, in das man vom Kirchberg blicken kann – ich denke da besonders auch an herrliche Sonnenuntergänge – habe ich genossen. Jetzt 20 Jahre später empfinde ich den gelegentlichen Kontakt zu Brüdern und Schwestern, die mit Liemehna verbunden sind, bedeutungsvoller als den Ort selbst. Bin ich aber dort zu Gast, dann spüre ich schon, dass sich hier ein Stück Heimat befindet.

 

 

David Vogel — existentielle Verbundenheit mit Liemehna

bildeOhne das Pfarrhaus und die Bruderschaft Liemehna würde es mich nicht geben. Meine Eltern lernten sich in Liemehna kennen. Sie heirateten in der Kirche von Liemehna und wohnten im alten Pfarrhaus. Ich selbst wurde in der Kirche von Liemehna getauft. Meine ersten Schritte tat ich in Liemehna. Mein erster Liemehnaaufenthalt geht also in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück (Anfang 1976 bis August 1978). Nach einer Pause von fast genau 20 Jahren kam ich dann im Oktober 1998 nach Liemehna zurück, diesmal als Theologiestudent. Nach Abschluss meines Studiums im März 2002 galt es dann, zum zweiten Mal von Liemehna Abschied zu nehmen.
Das Pfarrhaus Liemehna und die Bruderschaft haben mein Leben intensiv geprägt. Wenn ich an Liemehna denke, so denke ich besonders an Gemeinschaft. Ich denke an die Familienfreizeiten lange vor meinem Theologiestudium. Ich denke an die Brüder und Schwestern, mit denen ich mich durch die Bruderschaft verbunden wissen darf. Besonders intensiv habe ich das bruderschaftliche Leben während meines Studiums erlebt. Ich würde schon sagen, dass das gemeinsame Leben während des Studiums eine gute Lebensschule war. Die geistliche und brüderliche Gemeinschaft in Liemehna war für mich ein Ankerplatz in meinem Studiums. Dort konnte ich zur Ruhe kommen, geistlich auftanken, diskutieren, lachen und vieles mehr. Besonders wichtig war für mich die gemeinsame Morgenandacht und der gemeinsame Abend mit Dr. Haufe, wo wir uns über den Predigttext des kommenden Sonntags austauschten und gemeinsam Abendmahl feierten. Bibel, Gebet und Abendmahl – das sind drei Dinge, die für das bruderschaftliche Leben in Liemehna grundlegend sind. Sie sind für mich seitdem grundlegend geblieben. Es sind drei Kraftstationen, auf die ich nicht verzichten kann.
Mein Weg hat mich nach Norwegen geführt, wo ich heute als Pfarrer Dienst tue. Auch wenn die räumliche Distanz zu Liemehna groß ist, fühle ich mich doch weiterhin innerlich nahe verbunden mit der Bruderschaft Liemehna.